Dienstag, 2. August 2011

Mantarochen zieht seine Kreise in Oberhausen

Bericht vom 18.08.2004 veröffentlicht bei CIAO:


„Das Warten hat ein Ende“, dachte ich, als sich am Sonntag endlich die Türen des Sea Life Centers Oberhausen öffneten. Also hieß die Planung für Montag: Nix wie hin. Als großer Meeresfan war es für mich ein Muss das Sea Life Center am Rande des Centro Oberhausen so schnell als möglich zu besuchen. Schließlich hatte ich lang genug auf die Eröffnung gewartet. Womit wir wieder beim Thema wären: Warten!!!


Die Ankunft war ernüchternd. Natürlich hatten nicht nur ich, sondern auch ca. 300 Besucher auf die Eröffnung gewartet. So reihten wir uns (3 Erwachsene) also erstmal bei ca. 35° Hitze in die nicht überdachte Warteschlange ein. Die einzig gut „beschirmten“ in dieser Hitze waren die Coca Cola- und Eisverkäufer vorm Eingang die mit Höchstpreisen ihre Waren anboten. Glauben Sie mir, wenn Sie ca. 1 Stunde vor dem Eingang standen, haben Sie nur noch das Bedürfnis, ins erstbeste Fischbecken zu springen. Auch wunderte man sich, warum es teilweise überhaupt nicht weiterging. Das lag daran, dass zum Einen nur 2 Personen an der Kasse standen, wovon eine Kasse ständig geöffnet und geschlossen wurde und zum Anderen, dass sich die „Tür zum Meeresreich“ nur ca. alle 15 Minuten öffnet.
An der Kasse
Die spartanische Empfangshalle (lediglich ein Wandbild ziert den Eingang) und die angeschlagenen Preise verschlugen uns zunächst den Atem: 11,50€ pro Erwachsener, 8,50€ pro Kind sowie 10€ für ermäßigte Personen (Schüler, Studenten, Wehrdienstleister, etc.).
Die Tür öffnet sich. Nach weiteren 15 Minuten wurden wir durch die erste Eingangstür gepfercht. Diese schloss sich auch alsbald wieder hinter uns, so dass wir mit ca. 50 Personen in einem geschlossenen Miniraum standen, in dem uns eine Stimme vom Band auf die wunderbare Unterwasserwelt vorbereitete.
Nach weiteren 5 Minuten öffnete sich die gegenüberliegende Tür und wir standen in den Alpen. Hier wurden uns zunächst die einheimischen Arten in 3 Gebirgsquellen-Becken vorgestellt. Es sei zumindest lobend die Klimatisierung erwähnt, die nach den Strapazen in der Warteschlange eine lohnenswerte Abkühlung schaffte. Auch das Ambiente war sehr schön, wenn die Halle auch etwas klein geraten war. Weiter gings durch eine Tropfsteinhöhle an die Küste mit einem entsprechenden Küstenbecken mit eingebauter Brandung. Nachdem die Kinder in einer Sandkiste nach Fossilien buddeln konnten, ging es weiter in den Hafen. 



Auch hier weiterhin recht bekannte und meist einheimische Fischarten. Die dazugehörigen Infotafeln sind als „Einschlafhilfe“ sehr empfehlenswert. Pure Fakten, kaum Besonderheiten, einfach nur lehrreich.
Der nächste Gang führte in den sogen. Schwarmring. Wirklich ein toller Anblick. Im blau beleuchteten Wasser Unmengen von Fischen (ich glaube es waren Makrelen) die ihre Kreise zogen.




Nach diesem Oooh-Effekt erreichten wir die Seegraswiesen. Hier wurden in mehreren kleinen Becken Seepferdchen, Seenadeln, ein Riesenkrebs und ein Oktupus zur Schau gestellt. Nach einem kurzen Abstecher durchs U-Boot (der vielleicht lehrreich aber nicht besonders interessant war) kamen wir zum Nordseegrund. Eine tolle Anlage die bei Flut auch bestimmt sehr gut aussieht. Leider erreichten wir das Becken um die Mittagszeit und es herrschte gerade Ebbe. Beim Überqueren der Brücke hielt mir eine Angestellte ein Rochenei unter die Nase. Sie konnte mir aber auch leider nicht sagen, von welcher Art Rochen dieses Ei wohl sei. Auch lobte sie die tolle Anlage, in der die Rochen bei Flut bis kurz unter die Nase der Besucher schwimmen würden. Auf meine Nachfrage, wann es denn die nächste Flut gäbe, sagte sie nur: „Heute nicht mehr“. Traurig, da das Center bis ca. 20:00 Uhr geöffnet hat und wir um ca. 13:00 Uhr dort waren (ist Ebbe und Flutwechsel nicht sonst alle 6 Stunden???). Also sahen wir nur ein paar Rochen die im seichten Wasser unter der Brück rumdümpelten.


Weiter über die Fregatte zum Atlantik Tiefseetunnel. Dieser 20 Meter lange Tunnel ist auch wirklich das einzige Highlight in dieser Ausstellung. Leider wird der herrliche Blick durch mehrere Winkel und Ausbuchtungen getrübt. Aufgrund des Besucherandrangs kann man sich vorstellen, dass es dann doch schwierig war, einen ruhigen Blick auf diese faszinierende Tierwelt zu erhalten. Der Plastikseetang, der im Becken verarbeitet wurde, sieht kitschig und beileibe nicht natur(ger)echt aus. Auch wenn hier aus abfallstofflichen Argumenten auf natürliche Pflanzen verzichtet wurden, hätte man die vorhandenen ein wenig „sinnvoller“ anbringen können. Recht imposant wirkte vor allem der ca. 2 m große Rochen, der unermüdlich seine Kreise im Becken zog. Auch kleine Haie, Krebse und div. Schwarmfische gaben sich ein Stelldichein in diesem Becken.
Weiter ging es nach einem kurzen Halt im Eisfjord und im Schiffswrack in die obere Etage (der Aufzug war defekt, worüber sich Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen sehr freuten). Hier konnte man in der Meeresgrotte nochmals einen erhöhten Blick in den Tiefseetunnel werfen. Eine engagierte Mitarbeiterin erteilte Auskünfte über die dort zu sehenden Tiere. Hier erfuhren wir z.B., dass 4 starke Männer nötig waren, um den 2 Meter großen Rochen in das Becken zu bringen.
Noch ein Treppchen höher kam man in den sogen. Tierschutzbereich mit Erlebniskino (man möge mir verzeihen, es war zu voll, als dass ich auch noch den Film hätte sehen wollen), Entdeckerraum und der obligatorischen Greenpeace-Abteilung. Der Entdeckerraum besteht aus 4 Kleinen Becken in denen sich Miesmuscheln, niedere Tiere und Einsiedlerkrebse befinden. Auch hier erklärte eine Mitarbeiterin, was in den Becken zu sehen ist. Dies ist auch der einzige Ort, an dem man in die Becken fassen darf um herauszufinden, wie sich ein Krebs verhält, wenn tausende von Händen ihn ständig hin und herreichen (Tierschutz????). Auch kann man in dieser Abteilung einen Blick „hinter die Kulissen werfen“. Durch Glasscheiben sieht man die Quarantäne-Station, die Abschäumanlage sowie den Fütterungsraum. Hat man dann noch die Greenpeace-Station hinter sich gebracht, steht man auch schon im obligatorischen Shop.
Der Shop und das Restaurant
Vom Ausbau und Angebot her, würde ich sagen, hier hat man sich die meiste Mühe gegeben. Es ist unmöglich, diesen Shop zu umgehen und alle bunten Souvenirs sind auf kindgerechter Höhe. Hier dürfen Eltern nochmals richtig Stärke beweisen oder tief in die Tasche greifen. Hat man diese Hürde erfolgreich (oder erfolglos) hinter sich gebracht, gelangt man ins Restaurant mit angeschlossener Panoramaterasse (das Panorama wird jedoch derzeit erst geschaffen, zur Zeit hat man einen Ausblick auf das Parkhaus des Centro und eine riesige staubige Baustelle). Über die Preise im Restaurant kann ich leider nichts sagen, da die Warteschlange so dicht und lang war, dass man noch nicht mal einen Blick auf die Preistafeln werfen konnte. Im Restaurant befindet sich auch die Oberfläche des Tiefseebeckens. Hier kann man nochmals einen Blick auf die Unterwasserwelt erhaschen, bevor es dann endgültig zum Ausgang geht (vorausgesetzt, dass man den Ausgang auch findet, er ist nämlich nicht ausgeschildert). Hat man ihn gefunden, geht es durch ein steriles Treppenhaus wieder hinunter in den Eingangsbereich, da dieser gleichzeitig auch Ausgang ist. Wenn man Lust hat, kann man auch nochmals eine Runde drehen, da das Ticket den ganzen Tag gültig ist. Wir hatten jedoch keine Lust mehr.

Fazit:
Wer hohe Erwartungen hat, kann tief fallen. Sehr lange, jedoch nicht überdachte Warteschlangen, Eintrittsgelder die bei einem Familienausflug in einen Freizeitpark vielleicht besser investiert wären und eine Unterwasserwelt von der man, wenn man der Werbung glaubt, bedeutend mehr erwarten kann. Mir persönlich fehlten z. B. Korallenbecken mit entsprechendem Fischbesatz, wie man sie heutzutage in jedem guten Zoo bei bedeutend geringerem Eintrittsgeld sehen kann. Auch die Liebe zum Detail ließ zu wünschen übrig. Hier halte ich mal zugute, dass es gerade der zweite Öffnungstag war, und sich in dieser Hinsicht vielleicht noch was tut. Zur Zeit dient das Ambiente eher der Massenabfertigung.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass das Sea Life behindertengerecht ausgebaut ist (als Rollstuhlfahrer sollte man sich jedoch erkundigen, ob der Aufzug funktioniert) und dass das Mitbringen von Hunden nicht gestattet ist. Ein Babywickelraum ist vorhanden. Das Sea Life ist täglich von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet. Kassenschluss ist um 18:00 Uhr. Die kostenlosen Parkplätze des Centro Oberhausen stehen den Gästen zur Verfügung. Am Eingang befindet sich ein generelles Fotografie-Verbotsschild. In der Ausstellung selbst, sind gelegentlich kleine Hinweisschilder angebracht, die das Fotografieren mit Blitzlicht verbieten. Ich für meinen Teil, habe dann halt Bilder ohne Blitz gemacht. Ob es jetzt wirklich erlaubt war, weiß keiner so genau....
Am Eingang wird ein Prospekt für 3,50€ angeboten. Schauen Sie ihn sich vorm Kauf kurz an und entscheiden Sie selbst, ob er für Sie dieses Geld wert ist. Er ist im selben Stil wie die Ausstellung aufgebaut. Lehrreich und eher schulgerecht.
Man möge mir meine relativ negative Einstellung verzeihen. Vielleicht bin ich im Hinblick öffentliche „Aquarienanlagen“ auch schon zu viel rumgekommen, vielleicht lag es wirklich am 2. Öffnungstag, vielleicht war es auch einfach zu warm in der Warteschlange. Ich für meinen Teil, hatte mir durch die Höhe des Eintrittspreises und einen vorherigen Besuch einer Wanderausstellung des Sea lifes in Dortmund auf jeden Fall etwas mehr versprochen.






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